COVID-19 als Digitalisierungsbeschleuniger des Jahrzehnts

Expo Real 2021 – eine Nachlese

Es war die erste Expo Real unter Corona-Bedingungen vom 11.- 13.10.2021 in München. Die Freude über diese Präsenzmesse, über persönliche Treffen und Gespräche war groß und bis zum Schluss konnte ich kaum glauben, dass diese Messe tatsächlich stattfinden würde.

In den Messehallen gab es rund 1.000 Aussteller weniger und an den drei Tagen kamen etwa 19.200 Messegäste, das waren weniger als die Hälfte als 2019. Ich gebe Klaus Dittrich, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messe München recht, wenn er sagt „Es war eine Atmosphäre der Zuversicht, die überall auf der Messe zu spüren war.“

Weniger Messeteilnehmer heißt auch weniger Gedränge und übereinstimmend haben sich viele Austeller über die hohe Qualität der Gespräche geäußert. Das Konferenzprogramm war vielfältig und interessant, so dass die Teilnahme an der Expo Real für die Mehrzahl der Aussteller sicherlich sehr positiv bewertet wurde.

Und was waren die Top-Themen vor Ort? Der Umgang mit Corona, der Klimawandel und die Digitalisierung in der Immobilienbranche sind sicherlich die dringendsten Zukunftsthemen.

So ist Nachhaltigkeit zwar in aller Munde, ein allgemeingültiges Konzept gibt es hier aber offensichtlich nicht. Jeder ist bemüht sein Unternehmen als ganz besonders „grün“ darzustellen, aber ob die aufgezeigten Maßnahmen letztlich genügen werden um den Klimawandel abzubremsen, bleibt abzuwarten. ESG ist gerade im Fondsbereich schon verpflichtend, steckt aber in anderen Sparten noch in den Kinderschuhen. Klar ist, dass die Immobilienbranche handeln muss, die Frage ist nur wie. Schwierig scheint es auch die Themen Klima und Rendite unter einen Hut zu bekommen. Auch bei den Investoren gibt bei diesem Thema eine große Bandbreite: die einen tätigen nur Investments, bei denen die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht und sind bereit, dafür eine geringere Rendite hinzunehmen, die anderen sind auf hohe Gewinnmargen fokussiert und ESG steht dabei im Hintergrund.

„Gleichzeitig spielt die Immobilienbranche eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche Klimawandelanpassung, z.B. im Hinblick auf den Umgang mit zunehmender Hitze oder Starkniederschlägen in Städten.“ Stadtentwicklung hat dabei eine starke soziale Komponente – insbesondere beim Thema Wohnen. Es gilt, „diese zentrale Funktion unseres Lebens so zu organisieren, dass für die unterschiedlichen Lebensformen und Lebensentwürfe, auch für die unterschiedlichen Milieus der Gesellschaft, angemessene Angebote vorgehalten werden können“, so Prof. Dr. Armin Nassehi, Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie, der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Corona ist ein weiteres Thema, das die Immobilienbranche beschäftigt, und zwar in mehrfacher Hinsicht.  Vorangetrieben vor allem durch Kontaktverbote und -beschränkungen, hat die Digitalisierung am Arbeitsplatz in den letzten Monaten einen Sprung unglaublichen Ausmaßes getan. Und dieser Wandel ist gekommen, um zu bleiben. Zoomen, Teamsen, Skypen, Screensharing oder Muten sind inzwischen für die meisten Beschäftigten normale Schlagwörter des Arbeitsalltags. Eine globale Studie des Cloud-Kommunikation Giganten Twilio fand heraus, dass COVID-19 die digitale Kommunikation um Jahre nach vorne katapultiert hat, und zwar in fast allen Branchen, weltweit. Im Schnitt wurden Digitalisierungsstrategien um sechs Jahre beschleunigt. Dies gilt aber nicht nur für Mitarbeiter eines Unternehmens – auch bei den Kunden ist die digitale Ansprache vollends angekommen. So ermöglichen Live-Rundgänge die Besichtigung einer Wohnung, die entweder mehrere 100 km entfernt ist, oder aber noch gar nicht gebaut ist. Bei letzterem bietet sich nun sogar die Möglichkeit eines Sonderwunschkonfigurators, mit dem die gestalterischen Wünsche für die eigenen vier Wände bereits visualisiert werden können. Drohnenflüge verwirklichen einen echten 360-Grad Rundblick aus der Vogelperspektive. Vor allem aber haben sich durch die neu erschlossenen Kommunikationskanäle, ganz neue Möglichkeiten im Online-Marketing ergeben.

Corona hat auch gezeigt, dass das Büro sicherlich eine Zukunft hat – unklar ist aber welche. Viele Unternehmen berichteten, dass sie mit einer Flächenreduktion planen, teilweise in einer Größenordnung bis zu 30 Prozent.

Und so bleibt für die nähere Zukunft viel zu tun, um all die relevanten Themen anzupacken und in unser aller Sinn umzusetzen.

Quelle: https://exporeal.net/de/presse/newsroom/presseinformationen/detail/expo-real-2021-neustart-gelungen.php